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E-Patientenakten und Hausarzt-First: Wie die Gesundheitsreform das Arzt-Patienten-Verhältnis verändert – Ein Blick von vorn

2025-04-22
E-Patientenakten und Hausarzt-First: Wie die Gesundheitsreform das Arzt-Patienten-Verhältnis verändert – Ein Blick von vorn
Der Tagesspiegel

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet voran: Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) ist ein wichtiger Schritt, aber begleitet von Herausforderungen und Kritik. Parallel dazu plant die Bundesregierung mit dem sogenannten „Hausarzt-First-System“ ein Modell, das Patienten bei gesundheitlichen Beschwerden zunächst zum Hausarzt leiten soll. Diese Kombination aus ePA und Hausarzt-First-System wirft Fragen auf und könnte das Arzt-Patienten-Verhältnis grundlegend verändern.

Die ePA: Chancen und Hürden

Die ePA verspricht eine bessere Vernetzung der Gesundheitsdaten und somit eine effizientere Behandlung. Ärzte sollen schneller auf wichtige Informationen zugreifen können, Doppeluntersuchungen sollen vermieden werden. Doch die Umsetzung gestaltet sich schwierig. Datenschutzbedenken, technische Probleme und mangelnde Akzeptanz bei Patienten und Ärzten bremsen den Fortschritt. Die Frage der Datensicherheit und wer Zugriff auf die Patientenakten hat, ist weiterhin ein zentraler Streitpunkt.

Hausarzt-First: Mehr Verantwortung für den Hausarzt

Das Hausarzt-First-System sieht vor, dass Patienten bei neuen Beschwerden zunächst ihren Hausarzt konsultieren sollen. Dieser soll dann entscheiden, ob eine Überweisung an einen Facharzt notwendig ist. Ziel ist es, die Hausärzte stärker in die Rolle eines Koordinators einzubinden und die Spezialistenkapazitäten freizusetzen. Kritiker befürchten jedoch eine Überlastung der Hausärzte und eine mögliche Beeinträchtigung der Patientenversorgung, wenn der Hausarzt nicht alle notwendigen Kompetenzen besitzt, um die Patienten adäquat zu versorgen.

Ein Sturm für Allgemeinmediziner?

Ärzte wie Peter Münster, ein erfahrener Allgemeinmediziner, sehen in der Kombination aus ePA und Hausarzt-First-System eine erhebliche Belastung. Die zusätzliche Verantwortung und der Zeitdruck, der durch die neuen Anforderungen entsteht, könnten zu einer Abwanderung von Ärzten aus dem Bereich der Allgemeinmedizin führen. Dies hätte gravierende Folgen für die Patientenversorgung, insbesondere in ländlichen Regionen, wo der Zugang zu Ärzten ohnehin schon eingeschränkt ist.

Was bedeutet das für Patienten?

Für Patienten bedeutet die Gesundheitsreform möglicherweise längere Wartezeiten, wenn der Hausarzt die Behandlung nicht sofort durchführen kann und eine Überweisung an einen Facharzt erforderlich ist. Auch die Qualität der Behandlung könnte leiden, wenn der Hausarzt nicht über die notwendigen Kenntnisse und Ressourcen verfügt, um komplexe Fälle zu bewältigen. Es ist daher entscheidend, dass die Reform durch eine umfassende Schulung der Hausärzte und eine Verbesserung der technischen Infrastruktur unterstützt wird, um die Patientenversorgung nicht zu gefährden.

Fazit: Eine Reform mit Risiken und Chancen

Die Gesundheitsreform bietet Chancen für eine effizientere und patientenorientiertere Versorgung. Allerdings birgt sie auch Risiken, insbesondere für das Arzt-Patienten-Verhältnis und die Belastung der Hausärzte. Eine offene Diskussion und eine sorgfältige Umsetzung sind unerlässlich, um die Vorteile der Reform zu nutzen und negative Auswirkungen zu minimieren. Es gilt, ein System zu schaffen, das sowohl die Digitalisierung des Gesundheitswesens fördert als auch die Rolle des Hausarztes als wichtigen Ansprechpartner für Patienten stärkt.

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